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Historie — Geschichte der FWG Hamm

Die FWG Hamm und die innerörtliche Umgehungsstraße
In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts stellte man im Gemeinderat Überlegungen an, wie man die noch bestehenden Geschäfte im eigentlichen Ortskern von Hamm unterstützen und dem wachsenden Leerstand entgegenwirken könne. Als größtes Problem wurde das hohe Verkehrsaufkommen auf der B256 ausgemacht. Eine Umgehungsstraße sollte die Belastungen durch Lärm und Abgase verringern sowie die Überquerung der stark befahrenen Bundesstraße erleichtern. Ein willkommener Nebeneffekt wäre dann bei Rückbau der Straße die Möglichkeit, zusätzliche geschäftsnahe Parkplätze einzurichten. Die Überlegungen zu einer weiträumigen „Südumgehung“ um den gesamten Ort herum wurden verworfen. Die Verwirklichung würde bei hohen Kosten mindestens 10 Jahre dauern und potentielle Kunden für die Geschäfte vom Ort fernhalten.
Also legte der Bürgermeister im Rahmen der ersten Ortskernsanierung den Plan einer innerörtlichen Umgehung vor. Diese sollte am jetzigen Parkplatz zwischen Volksbank und dem Elektrogeschäft Burbach (heute Wiens) beginnen und am Uhrengeschäft Enders (heute Teestube) enden. Dieser Planung stimmten die Fraktionen von SPD und CDU zu. Eine breite Mehrheit im Gemeinderat gegen FWG und FDP war somit gesichert.

Modell der ursprünglich angedachten Umgehungsstraße im Hammer Rathaus (2.Etage)
Allerdings hatte man nicht mit dem großen Widerstand in der Bevölkerung gerechnet. Besonders die Anlieger im Gebiet Wäschgarten waren von dieser Planung stark betroffen, hätten sich doch Lärm und Abgase in ihr Wohngebiet verlagert, die Teilung des Ortes durch die B 256 aber weiter bestanden. Es gründete sich eine Bürgeraktion, die vehement gegen diese Pläne anging und einen immer größeren Zulauf verzeichnete. Außer den schon erwähnten Argumenten prangerten sie an, dass die Anwohner in keiner Weise an den Entscheidungsprozessen beteiligt wurden. Als es auf die Kommunalwahlen 1989 zuging, änderten auch die Mitglieder der CDU-Fraktion ihre Meinung und schlossen sich den Straßengegnern an.
Als Ergebnis der Wahlen verlor die SPD ihre absolute Mehrheit und die Fraktionen von CDU, FDP und FWG wählten Hans Schmidt zum neuen Bürgermeister.
Die Überlegungen zu einer möglichen Umgehungsstraße gingen weiter, allerdings unter anderen Vorzeichen. Alle Fraktionen und auch die betroffenen Anwohner wurden in die Entscheidungsfindung einbezogen. Bei der Firma Vertec, Fachbüro für Verkehrsplanung in Koblenz, wurde ein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben. Dieses sollte die Notwendigkeit und mögliche Varianten einer Ortskernumgehung überprüfen.
1991 lag das Gutachten vor und brachte folgende Ergebnisse:
- Eine innerörtliche Umgehung kann den Verkehr auf der bestehenden Bundesstraße maßgeblich verringern.
- Die untersuchten Varianten (unter Einbeziehung von Scheidterstraße, Fr. Ebert-Straße, Raiffeisenstraße und Schützenstraße, sowie verschiedene Einbahnstraßenringe) wurden verworfen.
- Die Führung sollte gegenüber der ursprünglichen Linienführung über die Straße „Auf der Bitze“ verlaufen.
- Die Bewohner des Gebiets „Wäschgarten“ müssen geschützt werden.
Für den letzten Punkten war, obwohl im Gutachten nicht konkret als „Tunnel“ benannt, eine Überbauung der Straße vom Brunnenweg bis zum Balkertsweg angedacht. Der erste Teil der Straße inklusive Kreisel wurde dann von der Bitze bis zum Markt gebaut. Der 2. Teil scheiterte letztendlich aber an der Finanzierung. Die Gemeinde konnte ihren millionenschweren Anteil für die Abdeckelung der Straße nicht bezahlen und das Land war dazu ebenfalls nicht bereit, zumal man ja eine funktionierende Bundesstraße hatte.
Der FWG wurden in der gesamten Planungszeit immer wieder Vorwürfe gemacht. Zunächst hieß es „Ihr wollt die Straße doch gar nicht!“ und nach dem Wechsel 1989 gab es Beschimpfungen besonders gegen den neuen Bürgermeister Hans Schmidt wie „Umfaller“ oder „Verräter“.
Dabei war die Haltung der FWG, wenn man es denn wollte, leicht in den Wahlaussagen nachprüfbar:
1989 „Im Ortskern brauchen wir eine Verbesserung der Verkehrsführung der Bundesstraße 256. Hierbei können gute Ansätze bei der bisherigen Planung übernommen werden. Problematische Punkte müssen überprüft und gegebenenfalls abgeändert werden. In der geplanten Ortsumgehung sehen wir nicht die richtige Lösung. Daher lehnen wir diese ab.“
Eine pure Verlegung der Straße um weniger als 100 Meter hätte die Probleme nicht beseitigt, sondern lediglich verlagert. Der Ort wäre weiter durch die Straße getrennt, die Bewohner eines bis dato ruhigen Wohngebietes durch Emissionen stark belastet.
1994 „… Im Zusammenarbeit mit den Behörden wurde die Idee einer teilweisen Überbauung der Straße im Bereich Wäschgarten entwickelt. Diese “Abdeckelung“ beseitigt die schwersten Bedenken gegen diese Straße.
….Die „Abdeckelung“ der Straße im Wäschgarten wird von Fachleuten gefordert, vom Straßenbauamt und Verkehrsministerium unterstützt und ist unabdingbare Forderung der FWG bei der Realisierung einer Entlastungsstraße. Eine Rückkehr zur alten Planung kommt für uns nicht in Frage.“
Wer die Richtigkeit dieser Aussagen lieber selbst nachprüfen möchte, kann das unter Verein>Historie>Wahlwerbung auf dieser Internetseite gerne tun. Dort sind alle Wahlwerbungen der FWG Hamm seit 1974 im Original abgedruckt.