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Historie — Hamm (Sieg) Geschichte(n)

Geschichte der Hammer Gesamtschule

Will man die Entwicklung der Hammer Hauptschule zur Integrierten Gesamtschule verstehen, muss man bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückgehen. Die Schülerzahlen waren damals von über 500 Schülern auf etwa 270 im Schuljahr 1986/87 gesunken. Im Schuljahr 1991/92 waren es dann nur noch 237 Jungen und Mädchen, die die Hauptschule besuchten. Der Trend der Eltern ging aufgrund mangelnder Akzeptanz der Hauptschule hin zu den Gymnasien und Realschulen in Herchen oder Wissen.

Im Verbandsgemeinderat Hamm wurde intensiv diskutiert. Man suchte Auswege aus dieser Abwärtsspirale. Das Verbandsgemeinderatsmitglied Horst Langenbach (SPD), Lehrer an der Hauptschule Wissen, hatte in seiner Tätigkeit als Bezirkspersonalrat viele rheinland-pfälzische Schulen kennengelernt. Er hatte Kenntnis von den Modellschulen in Kaiserslautern, Ludwigshafen, Kastellaun und Mainz, wo integrierte Schulformen erprobt wurden. Er regte an, auch in Hamm eine Integrierte Gesamtschule zu etablieren.

Um die Situation richtig einschätzen zu können und den Elternwillen in Erfahrung zu bringen, beauftragte die Verbandsgemeinde als Schulträger 1991 den ersten Schulentwicklungsplan einer Kommune in Rheinland-Pfalz beim Büro Krämer-Mandeau (heute: biregio).

Das Ergebnis der Untersuchung war eindeutig: Die Eltern wünschten mit überwältigender Mehrheit eine wohnortnahe Schule mit allen Abschlüssen von der Berufsreife bis zum Abitur.

Der Verbandsgemeinderat Hamm stimmte daraufhin der Beantragung einer „Integrierten Gesamtschule“ am Standort Hamm einstimmig zu. Auch die Vertreter der CDU sahen in dieser Schulform den einzig möglichen Weg, den Schulstandort Hamm auf Dauer zu erhalten, obwohl die Ideologie der CDU zu dieser Zeit das dreigliedrige Schulsystem (Hauptschule – Realschule – Gymnasium) als das alleinig sinnvolle betrachtete.

Das entscheidende Antragsrecht lag aber beim Kreistag in Altenkirchen. Der Leiter der Hauptschule, Dietmar Schumacher (SPD), und sein Stellvertreter, Wolfgang Fischer (FWG), waren beide kommunalpolitisch gut vernetzt und warben intensiv in ihren Gremien um die Zustimmung. Gegen die absolute Mehrheit im Kreistag hätten sie aber dennoch keinen Erfolg verzeichnen können. Schulpolitischer Sprecher der CDU war der Schulrat Friedhelm Zöllner, ein Verfechter dieser neuen Schulart. Er konnte zwar die Kreistagsmitglieder seiner Partei nicht überzeugen, aber seine Stimme gab den Ausschlag für die Zustimmung. Der Antrag bei der ADD wurde gestellt.

Als Vorstufe zu einer IGS wurde 1996 an der Hauptschule Hamm/Sieg eine „Schulartübergreifende Orientierungsstufe für Hauptschule, Realschule und Gymnasium“ eingerichtet, so dass die Entscheidung über die weitere Schullaufbahn um zwei Jahre herausgeschoben wurde. Die Anmeldungen stiegen daraufhin sprunghaft an.

1998 wurde dann die IGS Hamm (Sieg) als erste rheinland-pfälzische Gesamtschule nördlich von Koblenz eingerichtet. Allerdings war sie zunächst eine Gesamtschule ohne Oberstufe, d.h. nach der Klasse 10 mussten die Schüler mit entsprechender Qualifikation auf ein Gymnasium in der Region wechseln.

Nach einem einstimmigen Beschluss des Kreisausschusses vom 26. November 2007 wurde die Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe beim Mainzer Bildungsministerium beantragt. Zum Schuljahresbeginn 2009/10 wurde die erste Klasse 11 eingerichtet.

Allerdings traute der Kreistag der Schulform immer noch nicht ganz, besonders, ob auch eine Oberstufe an dieser Schulform Bestand hätte. So wurden statt eines erforderlichen Anbaus zunächst übergangsweise Container aufgestellt. Diese Container – unbeliebt bei Lehrern wie Schülern, da im Sommer zu warm und im Winter zu kalt – sind nun seit 16 Jahren in Gebrauch, während die beiden anderen, jüngeren IGSen in Horhausen und Betzdorf-Kirchen mittlerweile auf dem neuesten Stand ausgebaut sind und die in Horhausen sogar ein Vorzeigeprojekt im Land geworden ist. Mittlerweile sind zumindest einmal Planungskosten für die Erweiterung der IGS Hamm im Kreishaushalt eingestellt.

Die Schulgemeinschaft der IGS Hamm hat Horst Langenbach, Dietmar Schumacher und Friedhelm Zöllner, leider alle bereits verstorben, viel zu verdanken. Wer weiß, ob es ohne deren Einsatz heute eine Gesamtschule in Hamm gäbe.